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Langstrecke mit dem Velomobil

GESCHICHTEN AUS DER VELOMOBIL-COMMUNITY

Langstrecke mit dem Velomobil

Autor: Max Weldert

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Ich bin sicher kein guter Langstreckenfahrer, habe aber in den 12 Jahren, in denen ich bereits Velomobil fahre, häufiger Etappen von mehreren hunderten Kilometern am Tag zurückgelegt. Heute möchte ich davon berichten, wie sich ein Velomobil auf der langen Distanz fährt und als Beispiel dafür von meiner letzten Langstreckenfahrt berichten.

 

Ende August fuhr ich mit meinem Carbon Quest von Münster aus zu einem Seminar an die Mecklenburger Seenplatte. Dies ist eine Distanz von genau 500km, die es an einem Tag zu bewältigen galt. Mein Gepäck, wie Klamotten, Laptop und andere Utensilien hatte ich bereits am Abend zuvor sicher hinter dem Sitz verstaut. Alles, was ich unterwegs ohne Aussteigen erreichen muss, wie ein externer Akku, Lebensmittel und Getränke finden neben dem Sitz Platz.

 

Dank der unglaublich hohen Effizienz eines Velomobils war es möglich diese Strecke komplett im Hellen zurückzulegen, sprich gestartet bin ich mit dem Sonnenaufgang und angekommen mit dem Dunkelwerden. Mit einem Velomobil lassen sich neben hohen Reichweiten auch sehr hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielen, die dem sehr geringen Windwiderstand zu verdanken sind. Mit den entsprechenden Wetterbedingungen und der passenden Bereifung kann ich also, auch mit einem Quest, über 40km/h über etliche Stunden fahren. Es gilt, sich seine Kraft bestmöglich über den Tag aufzuteilen und nicht gleich zu Beginn zu überpacen.

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⬆️ So geht es geht es kilometerlang geradeaus daher

 

So früh morgens brauche ich eh erstmal Zeit in die Gänge zu kommen und lasse es bewusst ohne viel Druck rollen. Ich freue mich auf die erste längere Strecke, die ich zurücklege, seitdem meine Tochter einige Monate zuvor auf die Welt gekommen ist. Das Wetter spielt mit, es sind nur wenige Autos unterwegs und die Kilometer fliegen dahin. Meistens höre ich unterwegs Musik oder Podcasts, hin und wieder genieße ich es aber auch, die Kopfhörer zur Seite zu legen und in Stille vor mich hin zu pedalieren. Für mich gibt es keine Tätigkeit, bei der ich so sehr bei mir selbst sein kann wie beim Velomobilfahren. Insbesondere Langstrecken gleichen einer Meditation, bei der ich zu mir finde und mein Gehirn aufhört nachzudenken. Meist dauert es bei mir einige Stunden, bis ich in den Modus komme, dass Körper und Geist zu einer Einheit verschmelzen.

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⬆️ Im Velomobil sitzt es sich sehr bequem

 

Unterwegs nehme ich überwiegend Obst, Nüsse und Flüssignahrung zu mir. Irgendwann kann ich die süßen Shakes aber nicht mehr sehen und gönne mir nach etwa 200km eine ausgedehnte Frühstückspause in einem Café. Die Pause mit frischen Brötchen und einem großen Kaffee sind Balsam für die Seele. Inzwischen ist es Vormittags, die Sonne ist angenehm warm und ich nutze den Stop dafür, die durchgenässte Sitzmatte in der Sonne trocknen zu lassen, mich abzuwaschen, meine Kleidung zu wechseln und einige Schritte ohne Radschuhe zu laufen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Energie man in derartigen Pausen auftankt.

 

Die Strecke führt, angefangen in NRW, wunderbar ruhig über Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und schließlich Mecklenburg-Vorpommern. Die Routenplanung hat wie immer Brouter für mich übernommen und ich fahre sie einfach stumpf über Komoot ab. Mit diesem Setup bin ich sehr zufrieden. Es geht zeitweise durch die am dünnsten besiedelten Gebiete Deutschlands und ich kann das Quest laufen lassen. Nur die Tretlagerposition und meine neuen Radschuhe machen mir zu schaffen. Den Ratschlag sich nur mit getestetem Material auf die Langstrecke zu begeben hatte ich mangels Vorbereitungszeit missachtet, das rächte sich nun. Ich schnalle die Schuhe etwas lockerer und ziehe sie schließlich ganz aus, um einige Kilometer barfuß weiter zu fahren. Dazu halte ich nach 350km erneut an und adjustiere die Tretlagerposition, indem ich den Schlitten einige Millimeter nach vorne bewege. Meine Knie danken es mir.

 

Es ist inzwischen späterer Nachmittag und langsam wird es zäh. Die fehlenden Kilometer aus diesem Jahr machen sich deutlich bemerkbar und die letzten 100km bin ich ziemlich langsam unterwegs. 80% sind schon geschafft, eigentlich ist es nicht mehr weit, aber trotzdem bedeuten 100km nochmals knapp 3 Stunden. Das ist schwierig für den Kopf. Daher gönne ich mir nochmal eine Eispause. Beim Aussteigen merke ich, dass ich etwas zittrig bin und fülle vorsichtshalber meine Wasservorräte auf.

 

Am Schluss kommen tatsächlich noch einige Mini-Hügel dazu, mit der Zuversicht, dass es nicht mehr weit ist, lassen sich diese aber gut bewältigen. Schließlich komme ich zur Dämmerung endlich in Waren an der Müritz an und bin überglücklich. Etwa eine Stunde vor Ankunft hatte ich mir zudem telefonisch ein großes Gericht vom Asiaten bestellt, was ich nun auf dem Marktplatz genießen kann. Es ist immer wieder ein großartiges Gefühl anzukommen und auf den Tag zurückzublicken. 500km mit einem Fahrrad, „einfach so“, in eher schlecht trainierter Verfassung. Das geht wohl nur mit einem Velomobil. Zum Abschluss des Tages kann ich mich in der Müritz abkühlen.

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⬆️ Endlich angekommen

 

Das Quest lief, wie man es kennt, unauffällig und zuverlässig. Welch ein hervorragendes Velomobil dort geschaffen wurde. So elegant, komfortabel und schnell zugleich. Ich bin traurig, dass die Produktion dieses Klassikers eingestellt werden soll.

 

In den kommenden Seminartagen merke ich deutlich, dass diese Tagestour meine familienbedingte unterirdische Jahreskilometerleistung verdoppelt hat. Das Treppensteigen fällt schwer, die Beine sind schwer, ich habe überdurchschnittlich viel Hunger und die verlorenen Kalorien wollen wieder aufgefüllt werden. Ich bin froh, einige Tage Auszeit zu haben.

 

Am Ende der Woche klingelt der Wecker bereits um 5 Uhr in der Früh und ich mache mich auf den Heimweg. Doch bevor es richtig losgeht gönne ich mir einen Luxus und frage bei der Jugendherberge nach einem Karton, in den ich all mein Gepäck, welches ich für das Seminar benötigte, verpacke und per DHL-Packstation nach Hause sende. Ich bilde mir ein die Gewichtersparnis beim Beschleunigen zu bemerken, vielleicht ist es aber auch nur eine kleine mentale Hilfe. Zwischen Hin- und Rückfahrt lagen fünf Tage, sodass meine Beine weitestgehend erholt sein sollten. Dennoch bin ich etwas langsamer als auf dem Hinweg, dazu trägt auch der teilweise einsetzende Regen bei. Zum Schluss kostet der Teutoburger Wald mich noch einmal ordentlich Kraft und ich sehne mich danach, endlich zuhause anzukommen und zurück bei der Familie zu sein. Gegen 19 Uhr bemerke ich mit Schrecken, dass der Akku vom Licht leer ist. War ich den ganzen Tag versehentlich mit Licht unterwegs oder habe ich gar vergessen den Akku beim Seminar aufzuladen? Jetzt ist es zu spät, über die Ursache nachzudenken, denn es liegt noch ein gutes Stück der Strecke vor mir. Die Not vor der einsetzenden Dunkelheit beendet mein halbherziges Treten und ich bringe noch einmal ordentlich Druck auf die Pedale. Mit 45-50km/h fliege ich die restlichen 45km dem Ziel entgegen und schaffe es so noch vor ganz knapp vor dem Sonnenuntergang.

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⬆️ Die letzten Kilometer durch den Teutoburger Wald

 

Mein Fazit zum Langstreckenfahren mit dem Velomobil ist, dass es neben der Geschwindigkeit vor allem auf den Wohlfühlfaktor, das Raumangebot und eine ergonomische Position ankommt. Das Quest ist für mich so ein Fahrzeug, in dem ich 16 Stunden lang bequem unterwegs sein kann, auch wenn es von der Effizienz her nicht mehr ganz mit den aktuellsten Entwicklungen in der Velomobilwelt mithalten kann.

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